Wunsch-Immobilie ohne Makler?
Die einen loben den Service der Makler und sehen sie als Garant gegen Abzockerei, andere verzichten gerne auf ihre Dienste. Nicht nur bei Wohnungen, auch bei Gewerbeobjekten wird so manches Angebot ohne Umwege vergeben.
Ich brauche keinen Makler. "Der dreifache Hausbesitzer Gerhard Krumpelkommt über Kontakte und bestehende Mieter an neue Mieter. "Man hört jaauch viel." Auch Ingeborg Beran, Herrin über 5000 Quadratmeter Wohnflächein Häusern in Wien, wählt potenzielle Mieter lieber selbst aus. "Es ist wichtig,mit ihnen eine gute Gesprächsbasis zu haben." Zum Teil sucht sie schonwährend ihrer Renovierungsarbeiten Mieter und lässt diese mitentscheiden.Doch nicht nur im Wohnbereich inserieren Hausherren selbst. Die KabelwerkBauträger GesmbH, die in Wien-Meidling eine neue Anlage errichtet hat,vermietet sowohl Wohnungen als auch Büros selbst. Dasselbe gilt für FranzAigner, der mit seiner niederösterreichischen Aigner Immobiliengruppe einehalbe Million Quadratmeter, größtenteils Gewerbeflächen, besitzt. Warum?"Weil uns das Negativimage der Makler zugute kommt. Und wir die billigsteMiete bieten wollen", sagt Aigner.
Auch auf Mieterseite würde man gerne auf den Makler verzichten: "Dannkönnten sich die Mieter die Provision sparen, der Service der Makler ist nichtgerade berauschend", behauptet Georg Niedermühlbichler, Präsident derMietervereinigung. Die Kosten wären akzeptabel bei entsprechendem Service, meistseien die Makler aber nur "bessere Wohnungsherzeiger": Die Suche nach eineminteressanten Objekt mache der Mieter selbst, der Makler sperre bloß die Türauf. Bei einem Test erlebte die Mietervereinigung, dass ein Makler während derObjektpräsentation selbst das erste Mal in der Wohnung war. Niedermühlbichler:"Der hat während des Rundgangs Fotos für die Website gemacht." Beiteureren Wohnungen und Gewerbeimmobilien sei der Service zwar geringfügig besser -aber auch hier stimme das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht.
Vorwürfe, die Anton Holzapfel, Geschäftsführer des ÖsterreichischenVerbands der Immobilientreuhänder, strikt zurückweist. Die Dienstleistung desMaklers würde auch in Zeiten des Internets gebraucht: Bei einemVermietungsgeschäft setzt der Profi gemeinsam mit der Hausverwaltung den Vertragauf; bei einem Verkaufsgeschäft prüft er die Übereinstimmung zwischenGrundbucheintrag und tatsächlichem Objekt. Außerdem könne ein Maklerdie Vor- und Nachteile eines Objekts besser abschätzen. Da er zur Interessenwahrungbeider Parteien verpflichtet ist, muss er die Nachteile eines Objekts auch dem Mietergegenüber kommunizieren. "Wenn Mängel verschwiegen werden, kann es zu einerProvisionskürzung kommen", sagt Holzapfel - Ehrlichkeit ist also ein Muss.Auch seien die hohen Provisionen gerechtfertigt, denn für den Makler entstehenKosten: Er muss das Objekt inserieren; Arbeitszeit fällt im Vorfeld und fürBesichtigungen an.
Webseiten gemischt. Wer im Web nach Immobilien sucht, stößt meist aufMakler-Angebote: Österreichs größte Immo-Plattform immobilien.net etwa hatausschließlich Makler-Inserate im Talon. "Die Profis bieten kompetente Beratungund es gibt keine falschen Lockangebote", begründet immobilien.net-Sprecher MartinMiesler diese Strategie. Andere Websites wie willhaben.at, bazar.at oder flohmarkt.at habeneine Mischung aus Makler- und Privatangeboten.
Wieder andere Angebote haben sich darauf spezialisiert, maklerfreie Inserate anzubieten.Auf privatimmobilien.at finden sich knapp 6000 Wohnungen, die in erster Linie von Privatpersonen,manchmal vom Bauträger selbst, angeboten werden. Statt einer Provision zahlen die Suchendenden Website-Betreibern 54,90 € pro Monat, um die Kontaktdetails der Inserenten sehen zu können.Technisch ist dabei vorgegeben, dass das Wort "provisionsfrei" in jedem Inserat vorkommt -somit hätte es für Makler rechtliche Konsequenzen, falls sie doch zu inserieren versuchen."Die Seite ist dennoch nicht als Angriff auf die Makler zu verstehen", sagt KristaFlöckner, Marketingverantwortliche bei privatimmobilien.at: "Trotz allem haben Maklermanchmal ihre Berechtigung."
Wer also ohne Makler sucht, der kann auf Seiten wie dieser fündig werden - dabei muss manhalt abwägen, in welchem Verhältnis das Mehr an Arbeit zur ersparten Provision steht.
Quelle: http://wirtschaftsblatt.at/home/1136722/index